Lies hier alles was du wissen musst, um dein Baby auch in den kalten Monaten sicher und kuschelig warm tragen zu können, ohne viel Aufwand zu betreiben.
Gleich eines vorweg: Die Fähigkeit zur Thermogenese, also die Wärmebildung durch den Stoffwechsel unterliegt einem Reifungsprozess (vgl. Hübler, Axel et al., 2019, S. 172-173). Dieser Prozess dauert beim Baby 9 bis 12 Monate, weshalb Kinder unter einem Jahr auch unter der Jacke, bzw. direkt am Körper getragen werden sollten. Nach dem ersten Geburtstag kann davon ausgegangen werden, dass Kinder ihre Temperatur selbst an die Umgebungstemperatur anpassen können. Das macht das Tragen über eurer eigenen Jacke durchaus möglich. Was davon in welchen Situationen praktikabel ist und welche Hilfsmittel es gibt, um dein Baby stets kuschelig warm zu halten, liest du im folgenden Beitrag zum Thema Tragen im Herbst und Winter.
Tragen im Herbst und Winter: how to
Sowohl im Sommer, als auch in den kalten Monaten fragen sich Eltern:
"Was soll ich dem Kind in der Tragehilfe anziehen?"
Die Frage nach der richtigen Kleidung für Kinder ist tatsächlich nicht so leicht zu beantworten. Es spielen viele Faktoren eine Rolle: Manche Kinder sind von Natur aus wärmer oder kälter, das Wetter kann von mild bis eiskalt variieren, und es gibt feuchte sowie trockene Tage. Hinzu kommen unterschiedliche Aktivitäten wie Spaziergänge im Freien oder Stadtbummel mit dem ständigen Wechsel zwischen drinnen und draußen. Außerdem gibt es Kinder, die zufrieden in ihrer Trage schlafen, und solche, die ständig auf den Arm möchten oder laufen wollen. Für jede Situation gibt es eine passende Lösung, die ich gerne anhand konkreter Beispiele aus dem Alltag erläutern möchte.
Ich bevorzuge Kleidung aus Naturfasern wie Wolle und Seide, die zu jeder Jahreszeit angenehm zu tragen sind. Wolle hat die bemerkenswerte Fähigkeit, Feuchtigkeit zu absorbieren, ohne sich feucht anzufühlen, bietet eine natürliche Temperaturregulierung und verfügt über selbstreinigende Eigenschaften. Jedoch sind sowohl Wolle als auch Seide tierischen Ursprungs, was ethische Überlegungen mit sich bringt. Beim Kauf von Wollprodukten empfehle ich, auf hohe Tierwohlstandards zu achten oder sich für Secondhand-Optionen zu entscheiden. Es ist wichtig, dass kein Tier für unsere Kleidung leiden muss. Baumwolle und andere Naturmaterialien sind ebenfalls gute Alternativen, solange sie nachhaltig produziert werden.
"Die Tragehilfe gilt als eine zusätzliche Kleidungsschicht" - die Aussage ist meiner Meinung nach mit Vorsicht zu genießen, denn je nach Art der Tragehilfe ist dabei mehr oder weniger Stoff um den Rücken deines Kindes. Tragetücher werden von vielen während der kalten Jahreszeit als kuscheliger empfunden und können ggf. in der Bindeweise (ein- oder mehrlagig) angepasst werden, wie unten im Bild.
Babys Arme und Beine neigen dazu, etwas kühler zu sein. Um dem entgegenzuwirken, sind Stulpen eine praktische Lösung, die sich leicht an- und ausziehen lassen, ohne das Baby aus der Trage zu nehmen. Für die Füßchen eignen sich dicke Socken oder spezielle Überzieher, die oft als "Trage- oder Wagenschuhe" bezeichnet werden. Eine Mütze ist natürlich unverzichtbar, wobei ich persönlich Schlupfmützen bevorzuge, da sie zusätzlich Hals und Gesichtsrand schützen. Zudem haben es die Kleinen schwerer, diese Mützen selbstständig abzunehmen.
Vorsicht ist geboten bei Kleidungsstücken, die unten geschlossene Füße haben, beispielsweise Strampler oder enge Strumpfhosen. Durch die angehockte Haltung beim Tragen zieht es automatisch die Hosenbeine etwas hoch. Kann der Stoff nicht nach oben rutschen, weil unten zu ist, spannt der Druck vorne an den Füßen und kann für das Kind unangenehm sein. Wenn alles locker sitzt, ist es natürlich kein Problem! Im Zweifel einfach eine Nummer größer wählen.
Wenn es so kalt ist, dass du eine zusätzliche Schicht unter deiner Jacke tragen würdest, ist es auch für dein Kind angemessen, mehr anzuziehen. Beachte jedoch, dass mit jeder weiteren Kleidungsschicht weniger Körperwärme von dir zu deinem Baby durchdringt. Es wäre also besser, eine ausreichend dicke Schicht um euch beide zu packen. Mehr dazu weiter unten.
Ein großer Vorteil des Tragens ist die Möglichkeit, jederzeit und unmittelbar die Körpertemperatur des Babys im Nacken zu überprüfen. Erfahrungsgemäß lässt sich so gut beurteilen, ob das Baby schwitzt, sich wohl fühlt oder friert. Um empfindliche Stellen wie das Gesicht vor Kälte zu schützen, eignet sich ein Kältebalsam oder eine Wettercreme, während man gleichzeitig immer wieder auf Anzeichen von Kältereaktionen wie Rötungen achtet. Ähnlich wie im Kinderwagen sollte man das Wohlbefinden des Kindes stets im Auge behalten und eigenständig entscheiden, wann es zu kalt wird. Auch wenn man selbst nicht friert, ist es wichtig, regelmäßig die Temperatur des Babys zu kontrollieren, da das eigene Empfinden von Kälte durch Bewegung beeinflusst sein kann.
Apropos bewegen: achte bitte auf passende Schuhe und einen sicheren Untergrund beim Laufen! Bleib bei Glatteis also lieber zu Hause und meide gefrorene Pfützen und vereiste Gehwege. Hört sich logisch an? Bestimmt, aber es gibt auch Menschen die mit Kind in der Trage Ski fahren. Vielleicht erwähne ich hier einfach sicherheitshalber auch nochmal, dass das eine dämliche Idee ist und euch beide in Gefahr bringt!
Alles, was eine erhöhte Unfallgefahr mit sich bringt und wofür du selbst einen Helm tragen solltest (oder musst) ist zu gefährlich, um es mit Kind in der Trage zu tun!
Und wenn ich schon dabei bin auf Risiken hinzuweisen: Lass dein Heißgetränk bitte immer abkühlen, bevor dein Baby aus Versehen verbrüht wird, weil es vielleicht genau in dem Moment des Trinkens herumzappelt!
Der Herbst weht herein, die Blätter tanzen, und der Winter klopft leise an die Tür – es ist die Zeit des Jahres, in der wir unsere Kleinsten besonders warm und sicher halten wollen, ohne dabei in Schweiß auszubrechen! Glücklicherweise gibt es zahlreiche Tricks und Kniffe, um dein Baby kuschelig einzupacken. Also, schnapp dir deine Tragehilfe, wir machen dein Baby winterfest!
Die Tragejacke
Mütze aufsetzen, Jacke anziehen und los geht's! So einfach könnte es sein. Tragejacken sind in verschiedenen Preisklassen und mit unterschiedlichen Funktionen erhältlich. Einige Bekleidungshersteller bieten preiswerte Tragejacken an (zum Beispiel bonprix, Zalando, H&M, ...) und manchmal gibt es sie sogar im Lebensmitteldiscounter. Der offensichtliche Vorteil ist der Preis. Doch bevor du dich zum Kauf entscheidest, solltest du bedenken, dass du möglicherweise Abstriche bei der Funktionalität machen musst. Zweifellos bieten diese Jacken Wärme – das steht außer Frage! Aber spätestens beim Tragen auf dem Rücken stoßen diese Jacken an ihre Grenzen.
Ich kann dir persönlich die Jacken von Mamalila und Vivalamama ans Herz legen. Beide Marken bieten auf der Rückseite einen unauffälligen Reißverschluss, sodass du den Trageeinsatz auch bequem auf dem Rücken verwenden kannst. Obwohl bei beiden das Wort "Mama" im Vordergrund steht, sind natürlich auch Jacken und Westen für Papas verfügbar!
Pro-Tipp: achte bei Mamalila auf die Größentabelle! Die Jacken fallen wirklich großzügig aus. Der Mantel auf dem Bild ist Größe S bei Kleidergröße 38 und sitzt ziemlich locker.
Tragejacken wirken optisch aufgeräumt, weil alles alles "eins" ist. Im Gegensatz zu Tragecovern oder Jackeneinsätzen, bei denen das Design von meiner Jacke abweicht.
Wenn mehrere Personen das Kind tragen möchten, kommt eine Tragejacke durch die Passform oder das Design möglicherweise an ihre Grenzen. Und zwei Tragejacken zu kaufen kann - zumindest bei einem Neukauf - ziemlich teuer werden. Möglicherweise wäre dann die nächste Option besser geeignet?
Das Tragecover
Ein Tragecover ist vergleichbar mit einem Fußsack für den Kinderwagen, jedoch für die Babytrage konzipiert. Man trägt das Kind nah am Körper, legt das Cover darüber und schlüpft in die eigene Jacke, die vorne offen bleibt. Das Tragecover schützt je nach Material effektiv vor Kälte und eventuell auch vor Regen oder Schnee. Die Vielfalt reicht von weichem Fleece bis hin zu dicker Wattierung mit wasserabweisender Außenschicht. Praktische Details wie eine integrierte Tasche für die Hände des Tragenden, Kapuzen als Schutz vor Nässe und Reflektoren erhöhen den Tragekomfort und die Sicherheit. Viele Tragehilfenhersteller bieten Tragecover als Zubehör an.
Das Tragecover ist eine gute Option, wenn ihr eine Lösung für mehrere Personen unterschiedlicher Statur braucht. Ebenso ist es gut geeignet, wenn die Temperatur draußen für euer persönliches Empfinden noch zu warm für eine (Trage-)Jacke ist, aber für das Baby ohne zu kalt. So musst du nicht schwitzen und dein Baby hat es trotzdem mollig warm. Tragecover können auch auf dem Rücken verwendet werden, allerdings trägst du dein Kind dann logischerweise über deiner Jacke, falls du eine anhast.
Jackeneinsätze
Die kennst du möglicherweise schon aus der Schwangerschaft. Universelle Jackeneinsätze bestehen im Prinzip aus einem Trageeinsatz wie bei Tragejacken auch und werden einfach an deiner Jacke befestigt.
Entweder durch einen Reißverschluss (passende Größe beachten!) oder durch Clips. Dadurch wird deinem Baby unter deiner Jacke zusätzlich Platz gemacht, ohne dass du eine große Neuanschaffung machen müsstest. Jackeneinsätze findest du z.B. bei Cocoome oder "KumJa" ("Komm unter meine Jacke").
Jackeneinsätze bieten eine preiswerte Möglichkeit, die eigene Garderobe babytragetauglich zu machen. Anders als bei einem Tragecover ist jedoch eine kompatible Jacke erforderlich. Ein Einsatz mit Reißverschluss ist beispielsweise nicht mit einem Mantel mit Knopfleiste kompatibel. Es lohnt sich daher, im Vorfeld zu überlegen, welche Jacken man anpassen möchte, um sich dann für das passende System zu entscheiden.
Sonstige Kleidungsstücke
Egal welche Art von "Überzug" du verwendest (zur Not geht übrigens auch eine große Jacke vom Papa oder Opa, die man bis zum Nacken des Kindes schließen kann), achte immer darauf, dass das Gesicht deines Kindes frei bleibt und beispielsweise nicht mit dem Kopf in der Jacke versinkt. Hier besteht wieder die Gefahr einer CO²-Rückatmung!
Bei korrekter Anwendung bedeutet das für dich, dass dein Hals und der obere Teil deiner Brust auf Höhe der Schlüsselbeine ungeschützt ist. Manche Tragejacken sind extra so geschnitten, dass du trotzdem deinen Hals warmhalten kannst. Bei anderen wiederum nicht (Augen auf beim Kauf!). Wenn du einen Schal für dich verwenden möchtest, achte darauf, dass er nicht voluminös ist, sodass das Gesicht deines Kindes nicht abgedeckt wird und du dein Kind jederzeit sehen kannst! Alternativ kannst du bedenkenlos einen Rollkragenpulli oder einen sogenannten "Halswärmer" tragen. Oder natürlich einen speziellen Trageschal für euch beide.
Während der Übergangszeit, in der immer mal wieder kurz die warme Sonne rauskommt, kann auch ein Poncho eine feine Sache sein, den du vielleicht schon zu Hause hast und nur um euch legen brauchst.
Schneeanzüge
Von dicken Schneeanzügen in Tragehilfen rate ich grundsätzlich ab. Zum einen, weil durch das Material oft keine ordentliche Anhock-Spreiz-Haltung möglich ist und zum anderen wird bei einer korrekt angelegten Trage das Material des Schneeanzugs zusammengeknautscht. Dadurch entweichen die Luftkammern, die ja eigentlich für die isolierende Wirkung verantwortlich sind, wodurch das Kind möglicherweise friert.
Wenn du ein Kind hast, das gerne getragen wird, aber sich genauso gerne am Boden bewegt, wäre es unpraktisch, das Kind ohne zusätzliche Kleidung unter der Tragejacke zu tragen und bei Bedarf jedes Mal schnell anzuziehen, wenn es sich selbst bewegen möchte. Meistens sind diese Kinder schon über den ersten Geburtstag hinaus und können problemlos von dir über deiner Jacke getragen werden. Statt dicken Schneeanzügen würde ich hier zu Anzügen aus Wollfleece in Kombination mit einer wasserfesten Matschhose raten. Wollwalk ist auch klasse, allerdings recht fest, sodass du hier Schwierigkeiten haben könntest, das Kind korrekt in die Tragehilfe zu setzen.
Bereit für die kalten Monate und den ersten Besuch auf dem Weihnachtsmarkt mit deinem Baby? Wie hältst du dich und dein Baby in den kalten Monaten warm? Lass es uns gerne in den Kommentaren wissen!
Wolljacke+Hose sind die perfekte Kombi! - und ab unter die Tragejacke (je nach Temperatur dann offen oder geschlossen). Damit ist ein großer Temperaturbereich abgedeckt, in dem das Kind weder friert noch schwitzt. Mal schauen, wie es diese Saison wird mit einem Kind, das grad laufen lernt!